Stromtrasse durch den Thüringer Wald – Unnütz und zu teuer, Thüringer Allgemeine, 30.10.2007

Die geplante Starkstromtrasse durch den Thüringer Wald ist unnötig. Das besagt ein neues Gutachten, das gestern im südthüringischen Großbreitenbach vorgestellt wurde.

GROSSBREITENBACH. Überflüssig, viel zu teuer und rechtswidrig. So schätzt der Wiesbadener Wirtschaftsprofessor Lorenz Jarass die vom Energie-Konzern Vattenfall geplante 380-kV-Trasse ein. Die Region verfüge bereits über ein dichtes Leitungsnetz, das man kostengünstig ausbauen könnte, so das Ergebnis der Forschungsgesellschaft für Alternative Technologien und Wirtschaftsanalysen, deren Gutachten von 33 Gemeinden und Bürgerinitiativen in Auftrag gegeben wurde. Bis 2010 reiche die bestehende Übertragungsleistung. Dann könne man sie unter anderem durch Hochtemperaturseile verdoppeln – zu weitaus niedrigeren Kosten. Vattenfall und Eon hätten, so der Vorwurf des Gutachters, zu hohe Bedarfswerte angegeben. Als Basis hätten die Netzbetreiber 90 Prozent der Leistungsstärke der Windkraftanlagen genommen. Realistisch sei aber nur eine Leistung von 65 Prozent. Damit reduziert sich laut Jarass die für das Jahr 2015 erwartete Leistung von sechs auf 4,5 Gigawatt – nicht zu viel für das bestehende Netz, wenn es entsprechend nachgerüstet würde. Kritik äußerte Jarass am Landesverwaltungsamt. Die Behörde hätte es versäumt, Begründungen für die Trasse einzufordern. Ein Sprecher wies dies zurück.

Vattenfall plant die Trasse mit bis zu 100 Meter hohen Masten, um den aus Windkraft erzeugten Strom von der Küste nach Süddeutschland zu leiten. Anwohner fürchten um ihre Gesundheit, die Natur und den Tourismus. TA