Wissenschaftler-Kritik an Gesetz
Nordwestzeitung, Oldenburg, 18.04.2013

 

Die massiven Ausbaupläne der Bundesregierung für das Stromnetz im Zuge der Energiewende stoßen auf die geharnischte Kritik von Universitätsprofessoren wie den Energie-Experten Lorenz Jarass (Stanford University und Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden) und Gustav Obermair (Physiker und ehemals Rektor der Universität Regensburg). Das machte die Anhörung des Bundestags zum Gesetzentwurf klar. „Die Netzausbauplanungen sind überdimensioniert“, kritisierten Jarass und Obermair: „Die daraus resultierenden unnötigen Kosten von vielen Milliarden Euro muss der Stromverbraucher zahlen.“

 

Der Gesetzentwurf sei „einseitig von den Interessen der Stromerzeuger geprägt und beruht auf volkswirtschaftlich fehlerhaften Ansätzen“, rügt das Experten-Duo. So sei beispielsweise das Abschneiden von regenerativen Erzeugungsspitzen nicht eingeplant. Auch sehr seltene und kurze Spitzen der Erzeugung erneuerbarer Energien sollen nach Absicht der Bundesregierung gesichert ins Stromnetz eingespeist werden können. Unsinn, sagen die Wissenschaftler. Da würden viele Millionen Euro investiert, um einen jährlichen Mehrertrag an erneuerbaren Energien von nur ein paar Hunderttausend Euro zu erzielen.

 

Zweiter großer Kritikpunkt: „Im Widerspruch zu den gesetzlich festgelegten energiepolitischen Zielen der Bundesregierung soll das Stromnetz für eine unbeschränkte Einspeisung fossil erzeugten Stroms auch bei Starkwind-Stromeinspeisung ausgebaut werden“. Diese Vorhaben konterkariert nach Auffassung von Jarass und Obermaier das generelle Ziel, den Einsatz fossil befeuerter Kraftwerke zu drosseln und wirkt sich damit indirekt auch negativ auf die Klimaziele aus, die CO2-Emissionen in Deutschland zurückzufahren.

 

Für alle aufgezeigten Probleme gebe es technische Alternativen, sind die Wissenschaftler sicher. Fazit: „Der Gesetzentwurf der Regierung ist deshalb abzulehnen.“