dialog-energie-zukunft.de, 15.04.2015
Kohlestromeinspeisung zeitgleich zu Starkwindeinspeisung führt zu überdimensioniertem Ausbau des Übertragungsnetzes
Unsere Untersuchungen zeigen:
Fall 1: Niedrige Erzeugung Erneuerbarer Energien (´Dunkelflauten´):
- Kritische Versorgungssituationen sind NICHT durch Erneuerbare Energien bedingt, sondern durch den Export von Kohlestrom.
- Stromnetzausbau macht Bau und Betrieb von Gaskraftwerken endgültig unrentabel.
Fall 2: Hohe Erzeugung Erneuerbarer Energien (´Starkwindeinspeisung´):
- Kohlestromeinspeisung zeitgleich zu Starkwindeinspeisung führt zu überdimensioniertem Netzausbau.
- Kosten des Netzausbaus bleiben beim Netzentwicklungsplan unberücksichtigt.
- Für seltene Windenergiespitzen sollte kein Stromnetzausbau erfolgen.
Geplanter überdimensionierter Ausbau des Übertragungsnetzes konterkariert die Energiewende
Bei der weiteren Umsetzung der Energiewende geht es um grundlegende Entscheidungen. Wodurch soll zukünftig in Süddeutschland die durch die Stilllegung der süddeutschen Kernkraftwerke bedrohte Versorgungssicherheit und insbesondere die Reserveleistung für längere ´Dunkelflauten´ von einer Woche und mehr sichergestellt werden?
Derzeit geplant: Braunkohle statt Kernenergie
Braunkohlekraftwerke im Westen und im Osten ersetzen mit starken neuen Übertragungsleitungen die süddeutschen Kernkraftwerke. Das ist eine technisch einfache und sichere Lösung, die aber viele kommunale und private Energiewende-Investitionen konterkariert. Auch deshalb haben sich z.B. alle betroffenen Landkreise strikt gegen die geplanten neuen Leitungen von Ostdeutschland nach Bayern ausgesprochen.
Energiewende: Mehr Erneuerbare Energien statt Kohle
Wachsende Erneuerbare Energien in Kombination mit schnell regelbaren Reservekraftwerken (GuD, stromgeführte KWK, Speicher) sowie Nachfragemanagement. Damit würde der weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien flankiert und die für die Energiewende zwingend erforderliche mittelfristige Abschaltung der Braunkohlekraftwerke abgesichert.
In jedem Fall wird durch ohnehin zwingend erforderliche neue Reservekraftwerke in Süddeutschland der erforderliche Leitungsneubau deutlich verringert, wahrscheinlich ganz vermieden (der genaue Umfang müsste allerdings im Einzelnen noch untersucht werden). Die dadurch eingesparten Leitungsausbaukosten können für Anreizprogramme für den Neubau von Reservekraftwerken in Bayern verwendet werden.
Vor weiterem Ausbau des Übertragungsnetzes Energiewirtschaftsgesetz reformieren!
Bei ausreichender Erneuerbarer Stromerzeugung sollten zukünftig konventionelle Kraftwerke kein gesichertes Einspeiserecht mehr haben, insbesondere sollte hierfür kein Netzausbau mehr erfolgen. Parallel dazu muss der Netzentwicklungsplan neu erarbeitet und dann das Energieleitungsausbaugesetz und das Bundesbedarfsplangesetz entsprechend angepasst werden. Und erst dann wissen wir, ob und in welchem Umfang tatsächlich neue Leitungen für die Energiewende erforderlich sind.
Fazit
Kritische Versorgungssituationen sind NICHT durch Erneuerbare Energien bedingt, sondern durch den wachsenden Export von Kohlestrom. Der Öffentlichkeit aber wird erklärt, die wachsende Einspeisung Erneuerbarer Energien verursache den erhöhten Netzausbaubedarf.
Netzausbau nur für Erneuerbare Energien, nicht aber, wie derzeit geplant, für Kohlestromeinspeisung zeitgleich zu Starkwindeinspeisung.
Weitere Informationen zur Energiewende und zum Netzausbau hier.