Energiewende mit 4.500 Kilometern „Stromautobahnen“?
In Zukunft wird ein großer Teil unseres Stroms aus Windparks an der Nord- und Ostseeküste kommen. Benötigt wird die meiste Energie im Süden der Republik, wo bisher noch Atomkraftwerke die Versorgung sicherstellten. Professor Lorenz Jarass, Systemanalytiker an der FH Wiesbaden, vertritt die Auffassung, dass man sich durch intelligente Technik und Nachrüstung bestehender Anlagen viele neue Leitungen sparen könnte.
Das physikalische Problem ist, dass sich Leitungen bei Stromdurchfluss erhitzen. Das hängt sowohl mit der Strommenge, als auch mit der Leitungsdicke zusammen. 80 Grad Celsius sollten nicht überschritten werden. Die werden erst bei 35 Grad Außentemperartur und einem wenig kühlem Wind erreicht. Das sei eine zu starre Grundannahme, sagt der Systemanalytiker Jarass. Durch die Leitungen könne man grundsätzlich sehr viel mehr Strom transportieren. Um sicherzustellen, dass die Leitungen nicht zu heiß werden, muss man die Leiterseiltemperatur messen.
Dem dient das Leiterseil-Monitoring. Die Funktionsweise ist einfach. Thermometer, direkt am Seil befestigt, funken ihre Messergebnisse permanent an eine Online-Überwachungsstation. Wenn das Seil an einer Stelle zu heiß wird, muss die eingespeiste Strommenge verringert werden.
Auf diese Weise könnten auch Schwachstellen im Netz erkannt werden. Der teilweise Austausch gegen Hochtemperaturleiterseile würde die Leistungsfähigkeit des Stromnetzes entscheidend verbessern.
Eine Diskussion darüber hat dazu geführt, dass die Bundesnetzagentur die Frage des massenhaften Neubaus von Leitungen neu überprüfen will.