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Am Di, 23. Nov. 2010 wurde von der deutschen Energieagentur (dena) die
Netzstudie II veröffentlicht. Sie behauptet einen zusätzlichen Trassenbedarf
von 3.600 km, bei Verwendung von Hochtemperaturleitern von nur 1.700 km bei
allerdings dann fast doppelt so hohen Kosten.

Die Annahmen dieser Dena Netzstudie II sind rechtswidrig, ihre Ergebnisse
irreführend:

(1) Die Netzbetreiber sind gesetzlich zur unverzüglichen Erhöhung der
Übertragungsleistung (´Netzausbau´) für erneuerbare Energien verpflichtet,
allerdings nur, soweit dies (volks)wirtschaftlich zumutbar ist.

(2) Die heute veröffentlichte dena-Netzstudie-II berechnet – wie auch schon
die dena-I-Netzstudie aus 2005 – den erforderlichen Netzausbau für 90% der
insgesamt installierten Nennleistung aller Windkraftwerke, was etwa einmal
pro Jahr vorkommt. Ein Netzausbau für wenige Windspitzen widerspricht
offensichtlich der gesetzlich gebotenen wirtschaftlichen Zumutbarkeit des
Netzausbaus.

(3) Die dena-II-Netzstudie berücksichtigt zwar, im Gegensatz zur
dena-Netzstudie-I aus 2005, Freileitungsmonitoring und Hochtemperaturseile,
die gerade für die Übertragung von Windenergie besonders gut geeignet sind:
Bei Starkwind in Norddeutschland können grundsätzlich die bestehenden
Leitungen nach Süden mehr Leistung übertragen, da sie bei derartigen
Wetterlagen häufig großräumig zusätzlich gekühlt werden.

(4) Für die Übertragung von erneuerbaren Energien ist kein durchgängiger
Einsatz von Hochtemperaturleiterseilen erforderlich, sondern nur für
besonders windgeschützte Leitungsabschnitte mit potentiell hoher
Sonneneinstrahlung. Für diese meist kurzen Abschnitte ist ein Austausch der
bestehenden Leiterseile in lastschwachen Zeiten leicht möglich, ähnlich wie
bei Leiterseilreparaturen. „Zeit- und kostenintensive Provisorien“ – wie in
der dena-II-Netzstudie behauptet – sind deshalb nicht erforderlich. Bei
Verwendung geeigneter Hochtemperaturleiterseile ist KEINE Erhöhung der
bestehenden Maste – wie in der dena-II-Netzstudie behauptet – erforderlich.
Unter Berücksichtigung dieser Fakten sind – im Gegensatz zu den Behauptungen
der dena-Netzstudie-II – windenergiebedingte Netzverstärkungen durch
Hochtemperaturleiterseile auf bestehenden Leitungen deutlich
kostengünstiger als ein Netzneubau.

(5) Durch Messung der Leiterseiltemperatur (´Freileitungsmonitoring´) kann
eine potentielle Überschreitung der zulässigen Leiterseiltemperatur
zuverlässig erfasst und durch vorübergehende Drosselung der
Windenergieeinspeisung eine Überschreitung der Leiterseiltemperatur
gesichert verhindert werden. Wenn aber nun – wie von der dena-II-Netzstudie
rechtswidrig gefordert – jede erzeugbare kWh erneuerbare Energie übertragen
werden müsste („vollständige Integration erneuerbarer Energien“), müssten
statt Drosselung der Windkraftwerke zusätzliche Leitungen gebaut werden. Der
Nutzen von Temperaturmonitoring wird damit weitgehend wegdefiniert und die
Kosten der Netzverstärkung lägen gemäß dena-II-Netzstudie über den Kosten
des Leitungsneubaus: die absurde und rechtswidrige dena-II-Vorbedingung
einer vollständigen Übertragung auch von seltenen Windenergiespitzen führt
zum absurden Ergebnis, dass die kostengünstige Netzverstärkung mittels
Freileitungsmonitoring und Hochtemperaturleiterseile scheinbar teurer ist
als der kostenaufwändige Netzneubau.

(6) Ganz zum Schluß der Zusammenfassung argumentiert die dena-II-Netzstudie
zu Recht: „… stellt die Drosselung von Windenergieanlagen in windstarken und
lastschwachen Zeiten eine wichtige Möglichkeit der Gesamtsystemoptimierung
dar und sollte vertieft untersucht werden.“ Warum hat die dena-Netzstudie-II
dies nicht in ihren Berechnungen berücksichtigt? Zur Einhaltung der
gesetzlich vorgeschriebenen wirtschaftlichen Zumutbarkeit des Netzausbau
ist eine Drosselung der Windergieeinspeisung v.a. bei drohenden
Netzengpässen nämlich zwingend erforderlich.

(7) Werden nun ohne weitere Prüfung die in der dena-Netzstudie-II sowie die
im Leitungsausbaugesetz (basierend auf der dena-Netzstudie-I aus 2005)
vorgesehenen Leitungsneubauten realisiert, sind zu befürchten

  • Fehlinvestitionen beim Netzausbau,
  • überhöhte Netznutzungsentgelte bei den Netzbetreibern und
  • unnötige Strompreiserhöhungen.